HITZE UND DÜRREN
Hitzewellen
Die durchschnittliche Dauer einer Hitzewelle hat in den österreichischen Landeshauptstädten während der letzten Jahrzehnte um rund zwei Tage zugenommen. Hitzewellen kommen mittlerweile um mehr als 50 Prozent öfter vor als früher (ZMAG-Statistik als pdf hier). Der allgemeine Erwärmungstrend der letzten Jahrzehnte in Österreich lies zudem die Anzahl der heißen Nächte (Tiefsttemperatur über 20°C) ansteigen (Abb. 1). Die Hitzetage (Temperatur > 30°C) haben im österreichweiten Mittel in den letzten Jahrzehnten von 6 auf jetzt 9 Tage pro Jahr stark zugenommen (Bericht ‚Klimaszenarien für Österreich‘ 2015; ÖKS15).
Abbildung 1: Entwicklung der jährlichen Anzahl der heißen Nächte in Bregenz, Innsbruck-Universität und Wien-Hohe Warte 1901–2016. Dargestellt sind Jahreswerte (Balken) und Mittelwerte der Zeiträume 1901–1930, 1931–1960, 1961–1990 sowie 1991–2016 (Linien). Fehlende Jahre sind grau hinterlegt. Quelle: ZAMG.
Es gilt jedoch den längerfristigen Kontext zu
berücksichtigen. Der wohl wärmste Sommer des letzten Jahrtausends in
Westeuropa ereignete sich im Jahr 1540 (Wetter
& Pfister 2013,
Mozny et al. 2016). Leider fehlen Daten zu Hitzewellen und Dürren
für die Mittelalterliche Wärmeperiode vor 1000 Jahren in Österreich. Aus
Gründen der Vergleichbarkeit („Äpfel mit Äpfeln…“) sollte die heutige
Entwicklung mit früheren natürlichen Wärmephasen und weniger mit
außergewöhnlichen Kältephasen wie der Kleinen Eiszeit (14.-19 Jh.) in
Relation gesetzt werden. Generell ist damit zu rechnen, dass extreme
Hitze in Wärmeperioden häufiger auftritt als in Kältephasen (z.B. der
Kleinen Eiszeit).
Dürren
Dürren treten bei einem Niederschlagsmangel ein, der vor allem in der landwirtschaftlichen Vegetationsperiode zu starken Ernteeinbußen führen kann. Im Rahmen ihres Klimamonitoring bietet die ZAMG auf ihrer Webseite Daten der Niederschlagsmengen in Österreich seit 1961 auf Monats-, Jahreszeiten- und Jahresbasis an. Sommer-Niederschläge in Österreich zeigen eine starke Variabilität von Jahr zu Jahr. Im Langzeittrend sind die Sommer in den letzten 55 Jahren etwas feuchter geworden (Abb. 2).
Abbildung 2:
Entwicklung der
Sommerniederschläge in Österreich während der vergangenen 55 Jahre.
Angegeben ist die Abweichung zum Mitelwert des Bezugszeitraums
1981-2010. Daten:
ZAMG Klimamonitoring.
Ein ähnliches Bild bietet sich bei Betrachtung
einer längeren Dürre-Indexreihe für den weiteren Alpenraum während der
vergangenen 200 Jahre. Der Standardized
Precipitation-Evapotranspiration Index (SPEI) bezieht sowohl
Niederschlags- als auch Temperaturänderungen mit ein.
Eine Forschergruppe um Klaus Haslinger hat die SPEI-Werte auf Basis
von HISTALP-Daten berechnet und fand eine starke Variabilität im Maßstab
von Jahren bis mehreren Jahrzehnten (Abb.
3). Ein belastbarer Langzeittrend der Dürreentwicklung im Alpenraum
ist nicht erkennbar.
Stellt man die Dürregeschichte der letzten
Jahrzehnte in den Kontext der letzten Jahrhunderte, so ist auch hier
kein Langzeittrend zu erkennen. So zählen zu den
drei trockensten Sommern der letzten 500 Jahre in den Alpen neben
2003 auch die Jahre 1921
und 1540. Ähnlich sieht es in Frankreich aus. Eine
Forschergruppe um Inga Labuhn legte 2016 eine Analyse der
französischen Sommerdürren für die letzten 700 Jahre vor, die keinen
Langzeittrend, dafür aber stark ausgeprägte natürliche Schwankungen
fand. Das gleiche Bild in der Tschechischen Republik, für die
Dobrovolný und Kollegen 2015 eine Dürrerekonstruktion für die
letzten 1250 Jahre publizierten. Wiederum fallen starke Schwankungen
auf, wogegen ein Langzeittrend fehlt.
Schon bald könnte es genauere Dürrerkonstruktionen
für die vergangenen 500 Jahre aus dem österreichischen Weinviertel
geben.
Sandra Karanitsch-Ackerl und Kollegen untersuchen derzeit Baumringe
von Eichen und Kiefern, deren Ringbreite einen deutlichen Bezug zu den
Regenmengen im Zeitraum März bis Juli zeigen. Erste Resultate zeigen,
dass die Ringe von 1500 bis 1800 allmählich schmaler wurden, was auf
eine Häufung von Dürren in der Kleinen Eiszeit hinweisen könnte. Ab 1800
wurden die Ringe dann wieder dicker und erreichten im 20. und frühen 21.
Jahrhundert die Breite wie im 16. Jahrhundert.
Auf Basis der vorliegenden Studien ist davon auszugehen, dass die mitteleuropäische und österreichische Dürreentwicklung der letzten Jahrzehnte noch voll und ganz in den Bereich der natürlichen Schwankungsbreite fällt. Das Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University kartierte die wechselhafte Dürregeschichte Europas für die letzten beiden Jahrtausende in einem speziellen Dürreatlas („Old World Drought Atlas“).
Waldbrände
Extreme Trockenheit und hohe Temperaturen führen zu
einem erhöhten Waldbrandrisiko, das vor allem im Sommer besteht. Das
damit verbundene Gefahrenpotential wird für Österreich tagesaktuell
von der ZAMG kartiert. Die vier Gefahrenstufen reichen von „gering“
bis „extrem“.
Eine Forschergruppe im Mortimer Müller hat die
Waldbrandhäufigkeit von Waldbränden in Österreich zwischen 1993-2010
dargestellt und eine starke Variabilität festgestellt, mit hoher
Brandhäufigkeit Anfang der 1990er, gefolgt von eienr Phase mit nur
wenigen Bränden (Abb. 4).
Seit 2006 brennt es jetzt wieder häufger. Längere Zeitreihen wären
notwendig, um die Schwankunge bei der Waldbrandhäufigkeit besser zu
verstehen.
Abbildung 4: Anzahl der jährlichen Waldbrände in Österreich, untergliedert nach Auslösung durch menschliche Aktivität und Blitze. Graphik: Müller et al. 2013.